Eremitage in St. Petersburg © Kristin Herold

Giuseppe Sarti (1729–1802)

Eine wechselvolle Lebensgeschichte prägt die Biographie des zu Lebzeiten international gefeierten Giuseppe Sarti. Obwohl er zu seiner Zeit einer der erfolgreichsten Opernkomponisten war und seine Opern europaweit aufgeführt wurden, ist über ihn heute weit weniger bekannt als beispielsweise über Wolfgang Amadeus Mozart. 1729 wurde er in Faenza (Norditalien) als Sohn eines Juweliers und Gelegenheitsgeigers geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er bei dem berühmten Musiktheoretiker Padre Martini in Bologna. Bereits ab 1748 war Sarti als Organist in Faenza tätig und wirkte außerdem an Konzerten und Opernaufführungen mit. Seine erste eigene Oper, Il re pastore auf einen Text von Pietro Metastasio, wurde 1752 in Pesaro uraufgeführt. 1753 ging Sarti nach Kopenhagen, wo er zwei Jahre später Hofkapellmeister und Leiter des Opernensembles wurde. 1765 kehrte Sarti nach Italien zurück und wurde zum maestro di coro am Ospedale della Pietà in Venedig berufen. In diesen Jahren entstand sein erstes komisches Bühnenwerk, La giardiniera brillante (Rom 1768). Nach der Rückkehr nach Kopenhagen leitete er von 1770 bis 1772 das dortige Hoftheater und komponierte neben italienischen Opere serie mehrere dänische Syngespile. Trotz Schließung des Hoftheaters blieb Sarti bis 1775 am dänischen Hof. Über die Hintergründe seiner Entlassung ist wenig bekannt; er könnte in eine Korruptionsaffäre oder politische Intrigen verwickelt worden sein. Noch in Kopenhagen heiratete Sarti die Sängerin Camilla Pasi. In den nächsten Jahren lebte Sarti überwiegend in Bologna, wo Luigi Cherubini 1778 sein Kompositionsschüler wurde. 1779 nahm Sarti die Stelle des Domkapellmeisters in Mailand an, komponierte aber weiterhin Bühnenwerke, z. B. seine erfolgreichste Opera seria Giulio Sabino (Venedig 1781) und Fra i due litiganti (Mailand 1782). Sartis Ruhm als Opernkomponist breitete sich europaweit aus, was zahlreiche Produktionen seiner Werke nicht nur an italienischen Bühnen, sondern z. B. in Wien und Berlin, am Esterházy’schen Hof unter Joseph Haydn oder in London zeigen. Auch die Berufung nach Sankt Petersburg auf die Stelle des Hofkapellmeisters bei Katharina II. 1784 lässt seinen hohen Bekanntheitsgrad erkennen. Über die Gründe für die Unterbrechung dieser Anstellung kann nur spekuliert werden. Nachweislich hatte Sarti größere Schwierigkeiten mit der Sängerin Luiza-Rosa Todi, die möglicherweise aktiv gegen ihn intrigierte. Jedenfalls lag Sarti schon bald das Angebot einer Anstellung bei Fürst Grigorij Aleksandrovic Potëmkin vor, der eine repräsentative Musikkultur aufbauen wollte und diese auch für militärische Zwecke im Krieg gegen die Türken einsetzte. Aufgrund der günstigen Arbeitsbedingungen und der hohen Bezahlung war die Anstellung für Sarti offensichtlich attraktiv; er behielt die Stelle bis zum Tode des Fürsten 1791. Doch schon 1790 nahm Sarti erneut Beziehungen zum Zarenhof auf und komponierte das Spektakel Nacal’noe upravlenie Olega („Die frühe Herrschaft Olegs“) nach einem Libretto, das die Zarin selbst verfasst hatte. Spätestens 1792 bezog Sarti wieder Gehalt als Angestellter des Hofes, wohl ab 1793 übernahm er erneut das Amt des Kapellmeisters. Unter anderem war er mit der Gründung eines Konservatoriums nach italienischem Vorbild betraut; ob dieser Plan tatsächlich umgesetzt wurde, ist unklar. Sartis kompositorisches Schaffen verlagerte sich während dieser Zeit von der Oper hin zu Vokalmusik für offizielle Anlässe. Nebenbei entwickelte Sarti ein Frequenzmessgerät, mit dessen Hilfe er den Stimmton des Petersburger Orchesters auf 436 Herz festlegen konnte. Diese Erfindung brachte ihm 1796 die Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften ein. Darüber hinaus wurde er mit zahlreichen weiteren Auszeichnungen und Ehrungen bedacht. Nach dem Tod des Zaren Paul I. im März 1801 verschlechterte sich Sartis Position bei Hof erneut, so dass er nach Italien zurückkehren wollte. Er unterbrach die Reise für einen längeren Aufenthalt in Berlin, wo er 1802 verstarb.